Bildformate

Oder: woher kommen die schwarzen Balken?

Selbst Otto Normalbürger bekommt mit, dass in der TV und Filmindustrie viele unterschiedliche Bildformate zum Einsatz kommen. Während die Tagesschau (mittlerweile) formatfüllend auf einem 16:9 Flachbildfernseher wiedergegeben wird, sorgen alte TV-Serien wie zB. "Baywatch"  für ein fast quadratisches Bild oder extrem breitgezogene Köpfe - abhängig von den Einstellungen bei TV, Receiver, Scaler etc. Gleichzeitig erscheinen viele Spielfilme mit schwarzen Balken unter- und oberhalb des Bildes. Bei genauer Betrachtung fällt außerdem auf, dass jene Balkengrößen sich von Film zu Film voneinander unterscheiden.

Wir möchten Ihnen mit diesem Technik-Special erklären, warum es überhaupt derart verschiedene Formate gibt, welche Bildstandards besonders zu beachten sind und wo die Herausforderungen für anspruchsvolle Heimkinoanwender lauern.

Es war einmal...

Grundsätzlich basiert die aktuelle Situation auf der Tatsache, dass bei den meisten Produktionen (bis in die digitale Neuzeit hinein) 35mm Filmrollen zum Einsatz kamen. Jedes Frame hatte dabei typischerweise eine Fläche von 24 x 36mm - also ein Seitenverhältnis von 1,50:1.

Für die Produzenten von TV-Material war dieser Umstand nicht weiter ein Problem, da dort das komplette 20. Jahrhundert fast nur das 4:3 Format zum Einsatz kam, welches der Filmrolle recht nah kommt. Außerdem ist zu beachten, dass die TV-Branche (Rundfunk) und Filmindustrie (Kino) in den Anfängen relativ getrennte Branchen waren, so dass sich unterschiedliche Institutionen entwickelt haben, die auch heute noch parallel ihre Standards definieren.

So orientieren sich Filmstudios hauptsächlich an den Standards der SMPTE (Society of Motion Picture and Television Engineers), während für Rundfunkanstalten die EBU (European Broadcasting Union - ein Zusammenschluss von 74 Rundfunkanstalten in 56 Staaten Europas, Afrikas und Asien) für die Produktion eigener Inhalte relevant ist.

Zusammen mit den industriellen Aspekten (Produktion von 4:3 Röhrenfernsehern war kostengünstig) wurde deswegen zunächst mit 4:3 - später dann mit 16:9 gearbeitet.

Breitbild als Kino-Anreiz

Im Kinobereich wollten die Filmstudios jedoch den Menschen etwas Besonderes bieten, um sie in die Kinos locken - besonders vor dem Hintergrund, dass Anfang der 50er Jahre der TV-Boom einsetzte. Nachdem sich die ersten 3D Vorführungen als ungeeignet erwiesen, entschied man sich für die Kombination aus Breitbildformat und gekrümmter (gecurvter) Leinwand.

Diese Lösung war einerseits geeignet, den Kinozuschauern ein ergonomischeres Bild , welches dem menschlichen Sichtfeld nahekommt, zu liefern - sowie eine plastische 3D-Wirkung ohne Brille zu generieren.

Um ein Breitbildformat zu realisieren, benutzten die Kameramänner spezielle Optiken, die das aufgenommene Bild in der Horizontalen zusammenstauchen und somit mehr Informationen auf die 35mm Rolle brachten. Bei der Wiedergabe in den Kinosälen wird dann wiederrum ein Anamorphot vor den Projektor gesetzt, der das Bild dementsprechend wieder auseinanderzieht. Diese Technik ist auch im Heimkinobereich für hochwertige Systeme verbreitet.

Formatvielfalt/-chaos made in Hollywood

Einer der Vorreiter in Bezug auf Breitbildformate war 20th Century Fox. Ihre Eigenentwicklung mit dem anfänglichen Bildseitenverhältnis von 2,55:1 ist unter dem geschützten Namen "Cinemascope" mittlerweile weltbekannt - auch deswegen, weil es damals von vielen anderen Filmstudios benutzt wurde und somit als "Quasi-Standard" fungierte.

Bedingt durch die Integration von Tonspuren im 35mm Format, unterschiedlichen Kameras, künstlerischen Aspekten sowie der Problematik des Filmschnitts (mittels Schere und Kleber) variierte das tatsächlich im Kino projizierte Bildformat zwischen 2,30:1 und 2,40:1.

Dieser Umstand wurde noch verstärkt, als viele Filmstudios ihre eigenen Aufnahmetechniken auf Basis von Anamorphoten entwickelten, weshalb es heute viele Bezeichnungen (z.B. Cinerama, Superscope, Totalvision, Ultrascope etc.) für Kino-Breitbildformate gibt, deren Formate abweichend sind, aber meistens zwischen 2,33:1 (21:9) und 2,40:1 liegen.

Welche Auswirkungen die unterschiedlichen Bildformate auf moderne Heimkinos haben - und wie man diese Situation löst, erfahren Sie in unserem Technik-Special über Maskierungen.